Moonwalker Charlie Duke

Charlie Duke in Aalen

Was die Tageszeitung am 9. Oktober 2021 veröffentlichte, glich einer Sensation – zumindest für Raumfahrt-Enthusiasten: Charlie Duke, Lunar Module Pilot von Apollo 16 (16.-27. April 1972) kommt an die Fachhochschule nach Aalen um dort von seinen Erlebnissen zu berichten.
Dieses Ereignis darf man sich nicht entgehen lassen, zumal der Eintritt frei ist und „nur“ die Corona-Regeln zu beachten sind.
Vordere Reihe heißt frühzeitig da sein und so war der Autor dieser Zeilen schon über eine Stunde vor offiziellem Beginn vor Ort und konnte daher einen Platz fast ganz vorne ergattern. Das Warten auf den zehnten Menschen, der den Mond betreten hat, gestaltete sich als recht kurzweilig, weil auch der Leiter des Rieskratermuseums Nördlingen seine Chance nutzen wollte, um Mr. Duke nicht nur persönlich zu erleben, sondern ihm auch ein Autogramm für das Rieskratermuseum abzutrotzen – der dort ausgestellte Mondstein wurde schließlich von Mr. Duke selbst eingesammelt.

86 Jahre sind nicht „alt“

Obwohl bereits 86 Jahre alt ist er keineswegs „alt“. Seine Erscheinung, sein Auftreten, sein mitunter augenzwinkerndes Vortragen zeigen, dass er immer noch eine gewisse Aura ausstrahlt – ein Stück Mond hier vor 400 Zuschauern ist zum Greifen nah.

Er berichtete zunächst von seinem beruflichen Werdegang, schilderte wie er 3 Jahre als Kampfpilot auf der Ramstein Air Base stationiert war, anschließend mit einem Master in Luftfahrtechnik sein Studium beendete, bevor er 1964 als Testpilot und Testpilotenausbilder auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien tätig war. Kommandeur in Edwards war seinerzeit übrigens kein geringerer als Chuck Yeager.
1965 suchte die NASA die fünfte Astronautengruppe bereits mit der Aussicht hierin die künftigen Moonwaker zu rekrutieren. Duke bewarb sich und wurde 1966 in diese Gruppe aufgenommen.
Es folgten 6 intensive Jahre des Trainings und des Mitarbeitens an verschiedenen Missionen. So war er etwa der CapCom für die höchst kritische Phase des Abstiegs von Apollo 11 auf die Mondoberfläche („Roger, Twank … Tranquility. We copy you on the ground. You got a bunch of guys about to turn blue. We’re breathing again. Thanks a lot.„). Während dieser Zeit wurde er auch zum Fahrer für den Lunar Rover ausgebildet, einer von lediglich 6 Menschen (Apollo 15, 16 und 17).

Ein baulweißes Juwel inmitten des schwarzen Nichts

Im April 1972 war es dann soweit – „sein“ Flug zum Mond.
War der Start der Saturn V alleine schon ein höchst intensives Erlebnis, wurde der Anblick der Erde aus einer Entfernung von 18.000 Meilen zu einem sehr bewegenden Moment:

„Ein blauweißes Juwel inmitten der Schwärze des Universums.“

Die Landung auf dem Erdtrabanten selbst stand mehrmals kurz vor dem Scheitern: Ausfall des Navigationssystems nach drei Tagen (Navigation ab da nur noch mit einem Sextanten) und des Schwenkmechanismus des Hauptantriebs kurz nach Trennung des Mutterschiffs vom Mondmodul. Nach dem „Go“ der Missionskontrolle setzen John Young und Charlie Duke dann mit 6 Stunden Verspätung am 21. April 1972, 02:23 UTC im Descartes Hochland auf und Mr. Duke konnte wenige Stunden später als zehnter Mensch den Mond betreten.

Keine Sterne

Der Mond sei faszinierend und eindrucksvoll, aber den Heimatplaneten stets sehen zu können und zu wissen, dass es nichts anderes in diesem schwarzen Universum gibt, das man als Heimat bezeichnen kann, ist für ihn überaus bewegend gewesen.
Interessant war meiner Ansicht nach auch, dass es nicht nur auf den Fotos der damaligen Zeit keine Sterne zu sehen gibt – das kann man leicht mit der fehlenden Dynamik der Fotoausrüstung erklären – sondern, wie Mr. Duke weiter ausführte, auch visuell auf Grund der starken Helligkeit der Sonne und der Mondoberfläche dem Auge die Dynamik hierfür gefehlt hat.

Die Krisen nach dem Mond

In der Zeit nach dem Mondflug arbeitete er noch als Ersatzpilot für die Mondfähre von Apollo 17 (Anm.: Wegen der „Postkarten-Affäre“ wurde die eigentlich hierfür vorgesehene Apollo 15-Crew suspendiert) bevor er 1976 die NASA verließ.
Es folgte im Vertrieb von Coors Beer eine wirtschaftlich überaus erfolgreiche Zeit und Duke konnte in dieser Zeit ein nicht unerhebliches Vermögen verdienen.
Allerdings litt sein restliches Leben sehr unter seinem Drang erfolgreich zu sein – die unerbittliche Fokussierung auf die Mondmission, fast schon ein Zwang auch außerhalb der NASA Erfolg zu haben und im Gegensatz dazu eine dennoch aufdringliche Langeweile nach der Zeit in der NASA. In Folge dessen stand seine Ehe kurz vor der Scheidung, seine Frau Dorothy litt unter Depressionen und dachte offen über Suizid nach, seine Kinder wurde mit unbändiger Härte erzogen und sein Leben schien damit direkt in einen Scheiterhaufen zu münden.

Sein Leben mit Gott

Da ermöglichte das Schicksal eine Wendung zum Guten hin. Nachdem seine Frau bereits im Glauben an Gott eine innere Ruhe gefunden hatte, brachte sie auch ihren Ehemann 1978 dazu, einem zweitägigen Bibelstudium beizuwohnen. Hier gelang es Charlie Duke seinen Glauben und Zufriedenheit zu finden. Er sagte, er habe auf seiner Mondmission nirgends einen Gott gefunden, aber hier öffnete sich sein Herz für den Glauben.

Charlie Duke war neugeboren!

Von dieser Zeit an betrachtet er es als seine Aufgabe, seinen Glauben in die Welt zu tragen. Unterstützt wurde dieses Ansinnen auch dadurch, dass er Zeichen seines Glaubens überall erkennen konnte – Blinde konnten wieder sehen, Krankheiten wurden geheilt, Leben wendeten sich zum Guten. Es waren viele kleine Wunder, die sich auftaten.
Die Welt des Charlie Duke und seiner Frau Dorothy war wieder in Ordnung, die innere Ruhe eingekehrt. Heute reist er um die Welt, damit die Menschen seine Geschichte kennenlernen und erfahren können, dass Gott auch sie liebe.

Elon Musk, Moonlanding-Fake und die Zukunft der Raumfahrt

Am Ende seiner Geschichte beantwortete er noch online eingereichte Fragen, darunter auch, was er von Elon Musk halte. Elon Musk ist ein Visionär, den er sehr schätze. Musk hat Ideen, die er in die Tat umsetze und so auch die Menschheit voranbringe.
Die Frage, was er jenen sagen würde, die die Mondmissionen für einen großen Fake halten. Er führte aus, dass es 9 Mondmissionen, davon 6 Landungen gab. Wenn das ein Fake wäre, würde man das nur einmal machen, aber dann richtig und danach aufhören.
Auf die Frage nach der Zukunft der Raumfahrt – u.a. nach zukünftigen Mars-Missionen – antwortete er, dass der Fokus der NASA auf Deep-Space-Missionen zu liegen scheint, während private Unternehmen, den erdnahen Raum erforschen. Er selbst hat erst vor Kurzem seinen Status als Astronaut zurückgegeben, obgleich er körperlich durchaus noch in der Lage dazu wäre. Aber mit der NASA hat er vereinbart, dass nicht er bei der NASA nach einer Mission nachfragt, sondern die NASA sich bei IHM meldet, wenn Bedarf besteht. Mit einem Schmunzeln ergänzte er: „Sie haben sich bis heute nicht gemeldet.“

Ein bewegendes und prägendes Ende des Abends

Mit einem „god bless you“ endeten nach gut 90 Minuten Charlie Dukes Ausführen über seine Mission zum Mond und seinem Leben mit Gott.
Diese 90 Minuten waren – bedenkt man die Dimension dessen was hier auf der Bühne stand – höchst beeindruckend und bewegend. Nur mehr 4 Menschen, die je einen Fuß auf einen anderen Himmelskörper gesetzt haben, sind noch unter uns und einen davon live zu erleben, ist ein lebensprägendes Ereignis.
Die persönliche Krone aufgesetzt wurde dem Autor, als er die Chance nutzte, ein Foto zusammen mit Charlie Duke machen zu können und er ihm in dem Moment sagen konnte, dass er ein „Hero of my Childhood“ sei, worauf Mr. Duke ein Shake-Hand anbot – Gänsehaut pur.

Danke Charlie Duke,
dass Sie mich dies erleben lassen konnten!



Der komplette Vortrag ist (noch, Stand 19.10.21) auf Youtube zu sehen:
Charlie Duke in Aalen

Ein Interview von Dr. Sibylle Anderl mit Charlie Duke aus 2019 ist in der BR-Mediathek zu sehen (etwa ab Minute 4):
Interview mit Charlie Duke in der BR-Mediathek

Bildquellen: NASA, Wikipedia und privat (Vortragsbilder)